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Bandscheibenerkrankungen (Diskopathie)

Bandscheibenerkrankungen (Diskopathie)

Definition

Die Bandscheibe befindet sich zwischen den Wirbeln um Stöße abzufedern und Beweglichkeit der Wirbel zueinander zu ermöglichen. Sie besteht aus einem gelartigen Kern (Nucleus pulposus), der von einem festen faserigen Gewebsring (Anulus fibrosus) umgeben ist. Dieser gelartige Kern kann sich vorwölben (Hansen Typ2 – Protrusion) oder komplett (Hansen Typ 1 – Prolaps) austreten.

Hansen Typ I Bandscheibenvorfall (Prolaps)

Hansen Typ I

Ursache

Der angeborene Knorpeldefekt führt häufig zu Veränderung an den Bandscheiben schon ab dem Junghund-Alter (um das 1. Jahr). Der faserreiche äußere Ring (Anulus fibrosus) reißt plötzlich ein und der degenerierte innere Gallertkern (Nucleus pulposus) fällt heraus und drückt auf bzw. gegen das Rückenmark.

Symptome

Der Bandscheibenvorfall zählt zu den schmerzhaftesten Notfällen des Hundes. Die Symptome treten plötzlich auf und können in ihrer Intensität weiter zunehmen. Bei vorgeschädigtem äußeren Faserring schreit der Hund plötzlich auf und je nach betroffenem Bereich und Heftigkeit krümmt er den Rücken auf oder ist sogar gänzlich gelähmt.

Rassedisposition

Alle Rassen, die einen angeborenen Knorpeldefekt haben (chondrodystrophe Hunderassen). Dazu gehören die kurzbeinigen Rassen z.B. Dackel, Jack Russel Terrier, Französische Bulldoggen, Beagle im jungen bis mittleren Alter.

Hansen Typ II Bandscheibenvorwölbung (Protrusion)

Hansen Typ II

Ursache

Oft ist es eine altersbedingte Ursache, allmählich wird der Gallertkern in kollagenes Gewebe (feste Fasern) umgewandelt. Der fester werdende Gallertkern drückt den Faserring im weiteren Verlauf langsam in Richtung Wirbelkanal.

Symptome

Im Gegensatz zu dem Bandscheibenvorfall (Prolaps) beginnt die Vorwölbung schleichend. Der Schmerz wird stetig stärker und es kommen evtl. Lähmungen, je nach betroffenem Bereich dazu.

Rassedisposition

Ältere Hunde aller Rassen, aber vornehmlich der größeren.

Symptome nach Lokalisation des Bandscheiben-Schadens

Die Heftigkeit der Symptome hängt von dem Ausmaß der Nervenschädigung ab.

Halswirbelsäule

  • Steifheit im Halsbereich
  • Abwehrverhalten bei Berührung oder passiver Bewegung des Hals- und Kopfbereich
  • Lahmheiten der Vorderbeine
  • bis hin zur völligen Lähmung

Brust- bis Lendenwirbelsäule

  • Berührungs- und Bewegungsschmerz im Rücken und / oder Hinterbeinen
  • aufgekrümmter Rücken
  • Koordinationsstörungen der Hinterbeine
  • Probleme mit der Tiefensensibilität der Hinterbeine
  • Lahmheiten der Hinterbeine
  • bis hin zur völligen Lähmung
  • Harn- und Stuhlinkontinenz

Schweregrad der neurologischen Defizite bei einem Bandscheibenvorfall

Grad 1 (spinale Hyperästhesie)

noch keine motorischen Defizite, aber Muskelverspannungen durch Schonhaltungen und Bewegungsunlust, sowie Berührungsempfindlichkeiten.

Grad 2 (propriozeptive Defizite)

langsam anfangende Lähmungen (Parese)  bei noch bestehender Gehfähigkeit, leichte Störungen in der Bewegungskoordination (Ataxie)

Grad 3 (deutliche Parese)

Der Hund kann nur noch mit Hilfe stehen und hat schon deutliche Lähmungserscheinungen (Parese). Der Hund hat noch Berührungs-, Temperatur- und Schmerzempfinden.

Grad 4 (Paralyse)

Der betroffene Bereich ist in diesem Stadium bereits vollständig gelähmt und das Empfinden von Berührungen, Temperatur kann teilweise oder sogar schon ganz fehlen, jedoch die Tiefenwahrnehmung ist noch vorhanden.

Grad 5 (Paralyse mit Verlust sämtlicher Sensibilität)

Jegliches Empfinden von Schmerzen, Berührungen oder Temperatur ist in diesem Stadium erloschen. Der Hund kann eventuell sich noch mühsam vorwärtsrobben (Fischrobbenstellung)

Bandscheibenvorfälle treten zwischen 2. Hals- und 1. Brustwirbel sowie zwischen dem 10. Brust- und 6. Lendenwirbel gehäuft auf.

Wichtig

Da das Rückenmark irreparable Schäden von der starken Quetschung durch die Bandscheibe nehmen kann gilt: Je früher der Bandscheibenvorfall bzw. die Bandscheibenvorwölbung diagnostiziert und therapiert wird, umso besser sind die Heilungschancen!

Nice to know

Bandscheibenvorfälle können in jedem Bereich auftreten, jedoch häuft sich das Vorkommen zwischen dem 2. Hals- und 1. Brustwirbel sowie zwischen dem 10. Brust- und 6. Lendenwirbel.

Für die optimale Genesung sollte das Gewicht des Hundes im unteren Normalbereich liegen!

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