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Die unterschätzte Gefahr durch Pfützen!

Die unterschätzte Gefahr durch Pfützen!

Hurra, hurra, der Herbst ist da!

Herbst in der belgischen Eifel

Endlich sind die Temperaturen wieder bernerKompatibel. Die extreme Hitze hat sich verabschiedet und es regnet ab und an sogar wieder. Die Pfützen am Wegesrand laden nicht nur die Kindern zum Reinspringen ein. Der ein oder andere Hund nutzt die Pfützen gerne zur Erfrischung, sei es für ein schnelles Bad oder als Durstlöscher unterwegs. Kein Problem, was soll schon passieren, ist ja bloß Regenwasser?!

Doch Vorsicht! In den Pfützen tummeln sich diverse Gesundheitsrisiken für den Hund, wie z.B. Lungenwürmer, Leptospiren, Giardien, Parvoviren und andere umweltstabile Erreger bzw. Parasiten. Es gibt viele von diesen Plagegeistern, aber um den Rahmen hier nicht zu sprengen beschränken wir uns in diesem Beitrag auf einige wenige, die aber leider häufiger anzutreffen sind, als man denkt.

Wie kommen die Erreger in die Pfütze?

Durch den abgesetzten Kot von infizierten Tieren bei der Parvovirose. Bei den Leptospiren verunreinigt zusätzlich zum infizierten Kot auch der Urin der Nager, wie Mäuse und Ratten, der Wildschweine, aber auch von Katzen und Hunden, die Pfützen. Übrigens erkranken die Nager, ganz im Gegensatz zu unseren Haustieren, daran nicht, sondern sind nur Verteiler. Na, herzlichen Dank an dieser Stelle!
Giardien (bzw. deren Zysten) werden auch mit dem Kot ausgeschieden und können in kühlem Wasser sogar mehrere Wochen bis Monate überleben. Die Lungenwürmer nehmen einen kleinen Umweg und kontaminieren nicht direkt das Wasser, sondern die Larven des Lungenwurms nutzen eine Schnecke quasi als Taxi. Diese wird dann über das Wasser, wo sie sich rein zufällig aufhält, vom Hund aufgenommen. Aber so Schnecken sieht man doch! Naja, bedingt, denn Schnecken gibt es auch als Miniaturausgaben und gelangen so unbemerkt beim Trinken in den Hund.

Steckbriefe der blinden Passagiere

Hier eine knappe Vorstellung der einzelnen Kandidaten, damit man eine kleine Ahnung von den ungebetenen Gästen bekommt, die der Hund von seinem Spaziergang unwissendlich mitbringen kann.

Parvovirose

Canines Parvovirose Virus – Autor: PhD Dre at English Wikipedia

Erreger: unbehülltes canines Parvovirus (sehr widerstandsfähig)
Infektionsweg: Belecken von Stellen, wo auch immer der Virus durch den Kot haftet, z.B. unter den Schuhen, im Fell, auf dem Boden, und eben auch in Pfützen oder an Grashalmen. Der ungeborene Welpe über die Mutter.
Überlebenszeit in der Umwelt: bei Ø 22°C 6 Monate und länger – bei 70°C immerhin noch etwa 30 Minuten
Zeit von der Ansteckung bis zu den Symptomen: 1 – 2 Wochen
Symptome: eventuell Fieber, Teilnahmslosigkeit, Futterverweigerung, Lustlosigkeit, später dann (nach ca. 1 – 2 Tagen) starkes Erbrechen, gefolgt von wässrigem, blutigem Durchfall.
ACHTUNG: es besteht die Gefahr der Austrocknung! Welpen und Tiere mit schlechtem Immunsystem können an der Erkrankung versterben!


Leptospiren

Leptospira interrogans – Quelle: Wikipedia

Erreger: Leptospirus interrogans (Spirochäten) – gramnegative Bakterien (Es gibt sehr viele Unterarten)
weitere Namen der Erkrankung: Weilsche Krankheit, Stuttgarter Hundeseuche
Infektionsweg: Belecken von Stellen mit infiziertem Urin (Gras, Pfützen), beim Mäusefangen, Welpe im Mutterleib durch die Mutter, beim Paarungsakt. Eine Infektion ist auch über Hautverletzungen oder über Schleimhäute möglich.
Überlebenszeit in der Umwelt: bei 0 – 25°C besonders in stehenden Gewässern wochen- bis monatelang
Zeit von der Ansteckung bis zu den Symptomen: 1 – 2 Wochen im Durchschnitt
Symptome: da die Leptospiren sämtliche Orane befallen können, kommt es dann zu den entsprechenden Symptomen. Häufig stehen Leber- und Nierenversagen im Vordergrund der Erkrankung.
ACHTUNG: Welpen und Tiere mit schlechtem Immunsystem können an dieser Erkrankung versterben!


Giardien

Giardia lamblia – Autor: CDC / Janice Haney Carr

Erreger: Giardia duodenalis (Dünndarmparasit) auch Giardia intestinalis oder Garcia lamblia genannt.
Infektionsweg: Belecken von Stellen mit infiziertem Kot (Gras, Pfützen, Liegeplätze).
Überlebenszeit in der Umwelt: in kühlen Gewässern Ø 3 Monate, in feuchter Umgebung immerhin noch bis zu 3 Wochen.
Zeit von der Ansteckung bis zu den Symptomen: Ø 1 – 2 Wochen
Symptome: vor allem Welpen und Junghunde zeigen vermehrten Stuhlabsatz mit einer Konsistenz von breiigem Stuhl bis Durchfall. Oft findet man eine Schleimhülle um den Kot sowie Schleimauflagerungen. Das Allgemeinbefinden und der Appetit sind selten gestört.


Lungenwürmer

Angiostrongylus vasorum – Urheber: Stefan Walkowski

Erreger: Angyostrongylus vasorum
Infektionsweg: Da sich die Larven erst zu Würmern in Schnecken entwickeln (Zwischenwirt), infiziert sich der Hund über das Aufnehmen der Schnecken aus Pfützen oder von Gräsern
Zeit von der Ansteckung bis zu den Symptomen: einige Monate bis Jahre
Symptome: Die Symptome sind abhängig davon, in welchem Körperbereich die Wurmlarven auswandern. Häufig ist das Atmungssystem mit einer Lungenentzündung, die von Husten, Atemnot, Abnahme der Leistungsfähigkeit und Nasenausfluss begleitet wird, betroffen. Auch kann der Magen-Darm-Trakt mit Erbrechen, Appetitlosigkeit und Benommenheit betroffen sein. Weiterhin können vermehrte Blutungen auftreten.
ACHTUNG: Unbehandelt kann diese Erkrankung tödlich verlaufen!

Wichtig zu wissen!

Bis vor ein paar Jahren waren die Lungenwürmer in Deutschland nicht heimisch. Vermutlich sind sie durch das erhöhte Reiseaufkommen und aus dem Ausland eingeführte Tiere mittlerweile auch in Deutschland ein Thema. Informationen des Untersuchungsamt für Tiergesundheit Baden-Württemberg zum Thema Lungenwürmer findet ihr hier!


Kann der Mensch sich anstecken?

Parvovirose – ist nicht infektiös für den Menschen
Leptospirose – „… Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist denkbar, aber in der Literatur nicht beschrieben. …“ (Quelle: Praktikum der Hundeklinik 12. Auflage)
Giardien – oral durch mit Kot und Zysten verunreinigte Hände oder Lebensmittel
Lungenwürmer – oral durch mit Kot und Zysten verunreinigte Hände oder Lebensmittel

Zusätzliche aktuelle Infektionsgefahr 13. September 2019

In den Nachrichten und auch in den sozialen Medien wird in den letzten Tagen häufig über das Auftreten von schweren, blutigen Durchfallerkrankungen in Norwegen, welche zu Todesfällen geführt haben, berichtet. Die Tierklinik Bielefeld informiert auf ihrer Homepage über den aktuellen Stand der Dinge. Verfallt nicht in Panik, seid aber wachsam!

Vorbeugen hilft

Warum treten einige Erkrankungen immer epidemieartig auf? Meist sind innerhalb von ein paar Tagen viele Hunde eines Wohnbezirkes betroffen. Und die ansässigen Praxen voll von Patienten. Auch wenn die Hunde keinen direkten Kontakt hatten, infiziert sich ein Hund mit dem Erreger oral, dass heißt über die Schnauze, wenn er kontaminierte Gräser frisst oder infizierten Kot oder kontaminiertes Pfützenwasser zu sich nimmt.

Von Wahrscheinlichkeiten und Glaskugeln

Die tatsächlichen Symptome variieren bei allen Erregern je nachdem, wie gut das Immunsystem ist. Wenn der Körper des Tieres noch an anderen Baustellen kämpfen muss, z. B. einer Läufigkeit oder voran gegangenen Impfung oder gar einer Vorerkrankung, können die Symptome heftiger ausfallen. Bei gesunden mittelalten Hunden kann eine Infektion auch mal mit wenig oder gar keinen Symptomen ablaufen. Der Fachmann spricht dann von „subklinisch“.

Fazit

Natürlich soll dieser Artikel nicht als Panikmache verstanden werden. Der Hund soll weiter Hund sein und auch seine sozialen Kontakte pflegen! Dennoch ist ein wenig Aufmerksamkeit des Hundepersonals von Vorteil, vor allem, wenn man sich in Bereichen aufhält, wo aktuelle Infektionen bekannt sind oder der Hund durch schon bestehende Erkrankungen belastet ist!

Unbedingt aufpassen sollte man allerdings bei Welpen, vor allem bei denen, die nicht geimpft sind! Die Antikörper der Mutter schützen nicht mehr und das Immunsystem ist noch zu schwach, um diese Erreger zu bekämpfen!

Euch und euren Fellnasen ein wunderschönes Herbstwochenende, bleibt gesund!


Kerstin

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